Lichtverschmutzung

Leserbrief an die Rheinische Post 02.11.20

Greenwashing auf dem Green - Wo bleibt der Schutz der Natur?

Die neue Flutlichtanlage auf dem Golfplatz in Rothenbach (Bericht in der RP vom 26.10.), vor gut einer Woche frisch eingeweiht durch bekannte Persönlichkeiten wie Herrn Landrat Pusch, ist ein neuerlicher Anachronismus in Zeiten von massivem Artensterben und Klimawandel. 88 Lichtmasten mit über 600 „insektenfreundlich“ titulierten LED Strahlern und eine neue Bodenbeleuchtung sollen rund ums Jahr von 6 bis 22 Uhr das Herz von Golf-Liebhabern höher schlagen lassen. Ein Insektenhotel, ein Obstgarten und eine Wildblumenwiese, abgerundet durch ein paar Bienenstöcke für die Honigproduktion sollen die Natur bereichern, denn „Die Natur gehört zum Golf spielen dazu“, so der Clubpräsident des GC Residenz Rothenbach. Ach ja, eine Beregnungsanlage ist auch noch geplant.

 

Da gibt es nichts auszusetzen, oder doch? Irgendwie scheint es gelungen zu sein, sämtliche negativen Auswirkungen durch die Lichtanlagen vor allem auf Insekten, Fledermäuse, Vögel, Amphibien, auf Pflanzen und weitere Schutzgüter übersehen oder kleingerechnet zu haben. Außenbeleuchtungen unterliegen nämlich den verschiedensten rechtlichen Anforderungen, dem Immissionsschutz-, dem Baurecht, dem Naturschutzrecht u.a., da sie mannigfaltige Störwirkungen hervorrufen können. Eine entsprechend durchgeführte Risikobewertung seitens der Behörden ist im vorliegenden Fall hoffentlich erfolgt, dennoch muss man sich fragen, ob eine Entscheidung zugunsten einer Freizeitaktivität auf Kosten der Natur berechtigt ist. Wohlgemerkt, der Golfplatz liegt in einem Gebiet mit mehrfachem Schutzgebiets-Status nach dem Bundesnaturschutzgesetz, nämlich Naturpark, Landschaftsschutzgebiet und Biotopverbund.

 

Wo genau aber liegen die Probleme? Gemessen an den massenhaften Verlusten insbesondere der nachtaktiven, flugfähigen Insekten, verursacht durch die Lockwirkung der Lampen, auch „Staubsaugereffekt“ genannt, sind ein Insektenhotel und eine Wildblumenwiese weniger als der vielzitierte Tropfen auf dem heißen Stein und sogar kontraproduktiv. Neben den zahlreichen direkten Insektenverlusten durch Verbrennung, Aufprall, Erschöpfungstod oder Konzentration von Fressfeinden (z.B. Fledermäuse) an den Lichtquellen sind auch indirekte Auswirkungen durch den künstlich veränderten Tag-/Nacht-Rhythmus weitreichend und gravierend. Die innere Uhr nacht- und dämmerungsaktiver Organismen, die fundamentale Prozesse wie Nahrungsaufnahme, Fortpflanzung, Lebenszyklen etc. steuert, läuft durch künstliches Licht aus dem Ruder. Das gilt übrigens nicht nur für Insekten sondern auch für Amphibien, Fledermäuse, Vögel und sogar Pflanzen. Der Mensch ist ebenfalls betroffen, Studien weisen auf Zusammenhänge von bestimmten Krankheiten und erhöhter Exposition künstlichen Lichts während Nachtzeiten hin.

 

Auch energieeinsparende LED-Technik hat Nachteile, da sie dazu verleitet in zusätzliche Beleuchtung zu investieren wie wir es in Rothenbach sehen. Gerade die Beleuchtung der schmalen Spielflächen zwischen Reihen und Gruppen von Bäumen und Sträuchern, womöglich noch mit zusätzlicher Abstrahlung in die Horizontale oder in den Himmel, bedeutet eine erhebliche Lichtverschmutzung und Fragmentierung von Lebensräumen. LED-Lampen mit der Lichtfarbe „warmweiß“ haben im Vergleich zu „neutral- und kaltweiß“ geringere Auswirkungen auf ihre Umgebung, doch auch dieses kann nicht darüber hinwegtäuschen, dass tiefgreifende Eingriffe in die Natur stattfinden. Und das können wir uns heute nicht mehr leisten.

 

Gabriele Kaufhold
Vorsitzende
NABU Wegberg

 


Leserbrief an die Rheinische Post 12.11.20

Lichtverschmutzung

Gestern Golfplatz Rothenbach, heute Förderturm Hückelhoven, und morgen?

Während des Kommunalwahl-Kampfes versprachen alle Parteien von CDU bis Linke, sich für den Klima- und Umweltschutz einzusetzen. Wie immer alles nur Lippenbekenntnisse. Der Begriff "Lichtverschmutzung" scheint noch nicht im Landkreis Heinsberg angekommen zu sein.

Auch warmweiße LED-Lampen greifen tief in den Tag-Nacht-Rhythmus von Tieren, ja sogar Pflanzen, ein. Die umweltverträglichste Beleuchtung ist immer noch gar keine Beleuchtung, denn - man glaubt es kaum - auch LED-Lampen verbrauchen Strom! Ich gönne den Hückelhovenern ihre Landmarke, aber muss sie von oben bis unten bestrahlt werden? Und muss hier jede Stadt mit viel TamTam ihr Prestigeobjekt einweihen? Abgesehen davon, dass Herr Landrat Pusch eine Anlage eingeweiht hat, die noch nicht einmal abschließend genehmigt war. Was würde passieren, wenn ich als Privatmensch bei meinem Privatbau so vorgehen würde?

Ich hoffe, die Hückelhovener Bestrahlung hat wenigstens alle ihre Genehmigungen. Oder etwa nicht?

 

Gisela Stotzka