Amphibien-Schutzmaßnahmen gehören schon immer zu den traditionellen Tätigkeiten des NABU. Von den in Deutschland heimischen 21 Amphibienarten bekommen wir im nördlichen Landkreis Heinsberg meist Erdkröten, Frösche (v.a. Gras- und Teichfrosch) und Molche (v.a. Bergmolch) zu sehen.
Letzte Reste von Erlenbruchwäldern entlang der Schwalm und ihren Nebenbächen im Raum Wegberg bieten noch gut strukturierte Lebensräume für Amphibien und andere auf Gewässer angewiesene Tierarten. Problematisch werden die Wanderungen von Amphibien zwischen ihren Land- und Gewässer-Lebensräumen, wenn Straßen überquert werden müssen.
Erfahrungsgemäß reichen bereits schmale Nebenstraßen mit wenig Verkehr um für die Tiere zur Todesfalle zu werden. Und das in doppelter Hinsicht: häufig lassen sich die kleineren Männchen von den Weibchen "Huckepack" zum Laichgewässer tragen. Werden sie überfahren, berührt uns das besonders.
Die Hinwanderung der adulten Tiere zu den Laichgewässern erstreckt sich häufig über 6 bis 8 Wochen in Abhängigkeit vom Wetter. Bei feuchtem bis nassem Wetter mit Temperaturen ab 5 Grad kann eine Wanderung mit wenigen Tieren pro Nacht, aber auch schwungvoll mit 100 und mehr Tieren, bereits ab Februar an den ersten wärmeren Abenden starten. Die Klimaveränderung macht eine Vorhersage des Beginns und Verlaufs der Wanderungen zunehmend schwierig.
Bei der Rückwanderung der Amphibien nach der Laichzeit in ihre Landlebensräume müssen wir zwischen der Rückwanderung der erwachsenen Tiere und der Jungtiere unterscheiden. Während Erstere u.U. noch durch Schutzzäune und Aufsammeln von freiwilligen Helfern vor dem Überqueren der gefährlichen Straßen gehindert werden können, müssen die Jungtiere nach ihrer wochenlangen Entwicklung in den Gewässern ohne Schutzmaßnahmen den Weg in die Landlebensräume antreten.
Aufbau der Amphibienschutzzäune am 10.02.2024 an der Industriestraße in Wegberg.
Links ist der Zaunaufbau auf der Waldseite zu sehen, in dem die denkmalgeschützen historischen Flachsrösten liegen. In diesem Jahr sind sie aufgrund des vielen Regens in den letzten Monaten gut mit Wasser gefüllt. Ein Großteil der mehr als zweitausend Amphibien, die wir mit vielen freiwilligen Helfern seit fünf Jahren aufsammeln, stammt aus dem Wald und muss über die Straße zum Laichgewässer getragen werden.
Rechts wird der Amphibienschutzzaun an dem Stabgitterzaun der Parkanlage des Maxi-Gewerbeparks befestigt und mit mitgebrachten Steinen auf dem Boden beschwert. Leider wurde das Laub (im rechten Bild) zwei Tage nach dem Aufbau von den Gärtnern der privaten Parkanlage zusammengerecht und entfernt - zum Schaden der Tiere, die nun gar keine Möglichkeit mehr haben, sich unter dem Laub zu verstecken und vor Fraßfeinden in Sicherheit zu bringen.
Immer wieder finden wir auch jede Menge achtlos oder vielleicht auch vorsätzlich weggeworfenen Müll in der Böschung und in den Flachsrösten, den wir mühsam in Müllbeuteln aufsammeln müssen. Gut, dass wir Handschuhe tragen! In diesem Jahr "durften" wir sogar ein Verkehrsschild aus der Böschung ziehen (oben links im Bild).
Die Stadt Wegberg hat uns freundlicherweise Verkehrsschilder spendiert und aufgestellt, die Verkehrs-teilnehmer auf Achtsamkeit im Bereich der Amphibienwanderung hinweisen.
19.02.2023 - Amphibien sind auf dem Weg in ihre Laichgewässer
Die Amphibienwanderung hat am 17. Februar mit Beginn der feuchten Wetterlage begonnen.
Da die Amphibienschutzzäune morgens früh und abends in der Dunkelheit von vielen Ehrenamtlichen, zum Teil mit Kindern, betreut werden, bitten wir die Verkehrsteilnehmer um besondere Vorsicht auf der Industriestraße in Höhe des Maxi-Gewerbeparks. Die Stadt Wegberg hat uns leider keine Warnschilder für uns und die Amphibien aufgestellt.
April 2022 - es ist geschafft
Nach mehr als zwei Monaten täglicher Sammlung wurden die beiden Amphibienschutz-Zäune an der Industriestraße von einer kleineren Gruppe der diesjährigen Helfer*innen abgebaut.
2540 Amphibien, darunter Erdkröten, Gras- und Teichfrösche sowie verschiedene Molcharten, wurden in diesem Jahr aufgesammelt und somit viele von ihnen vor dem Starßentod bewahrt. Insgesamt ist die Gesamtzahl der Tiere etwas rückläufig, wofür verschiedene Faktoren verantwortlich sein können. Ein Grund hierfür könnte die top gepflegte Parkanlage des Maxi-Gewerbeparks sein. Was für viele Menschen vielleicht schön anzusehen ist, bedeutet für die Tierwelt fast immer den Verlust von Lebensräumen. Das gilt für große Parkanlagen ebenso wie für kleine Hausgärten.
Zaunaufbau am 05.02.2022
In diesem Jahr wurden die Amphibienzäune an der Industriestraße in Wegberg wegen des milden Wetters bereits am 05. Februar aufgebaut. Es waren nicht viele Tiere, die in der ersten Woche ihre Winterquartiere verlassen haben, aber immerhin fast 30 Erdkröten und Grasfrösche, die nicht durch den Autoverkehr zu Tode kamen.
Der Aufbau von ca. 350 m Schutzzaun war mit einer tollen Gruppe von freiwilligen, hochmotivierten Helferinnen und Helfern in 3,5 Stunden bewältigt. Sogar die heftigen, orkanartigen Stürme vor einer Woche konnten den gut aufgebauten Zäunen nichts anhaben. Nochmals ein großes Dankeschön an Alle!
Einführungstreffen der Helferinnen und Helfer am 29.01.2022
Vorsicht Amphibienwanderung 2022!
Für die Betreuung der Amphibienwanderung an der Industriestraße in Wegberg hat sich in diesem Jahr die fantastische Zahl von 24 Helferinnen und Helfern zusammengefunden.
Am 05. Februar werden die Amphibien-schutzzäune aufgebaut und für die Dauer von ca. zwei Monaten betreut. Da der diesjährige Winter bisher nicht sehr kalt war, muss schon bald mit dem Beginn der Wanderung gerechnet werden. Jeweils morgens und abends werden Frösche, Kröten und Molche über die Straße zu ihrem Laichgewässer getragen, um sie vor dem Verkehrstod zu bewahren.
Wir bitten die Autofahrer um besondere Rücksichtnahme im Bereich der Schutzzäune.
Vielen Dank!
In diesem Jahr konnten wir einmal bei gutem Wetter und Sonnenschein den Hauptzaun auf der Waldseite gegenüber dem Maxi-Gewerbepark zu viert in gut vier Stunden aufbauen. Die Eimer wurden enger als im Vorjahr gesetzt, 10 bis 12 Meter sind ein guter Wert. Außerdem wurde der Zaun in beide Richtungen verlängert, da im Vorjahr vereinzelt immer wieder Amphibien auf der Straße gefunden wurden.
Insgesamt beteiligen sich fünfzehn aktive NABUs an der Sammelaktion. Wir hoffen, dass es sich lohnt.
Die informative 55-seitige Broschüre des NABU Bundesverbandes "Frösche, Kröten und Molche" kann hier bestellt werden.
Ende Februar 2020 wurde erstmals wieder ein Amphibien-Schutzzaun beidseitig der Industriestraße in Wegberg aufgebaut. Der große Teich (Foto oben) in der privaten Parkanlage des Maxi-Gewerbeparks (ehemals Bartmann Villa mit Park) nordöstlich der Straße zieht vor allem Erdkröten und Frösche zum Ablaichen an.
Leider wurden bei der Neugestaltung des Parkgeländes in den letzten Jahren viele wertvolle Altbäume entnommen und eine grundlegende Bodennivellierung mit Entfernung der naturnahen Bodenvegetation zugunsten eines englischen Rasens durchgeführt. Rückzugsräume, Versteckmöglichkeiten sowie das Nahrungsangebot für Amphibien wurden damit deutlich verschlechtert.
Es ist anzunehmen, dass ein Großteil der Amphibien-Population, die im Teich des Parks ablaicht, in dem südwestlich der Straße liegenden Laubwäldchen, zwischen Industriestraße und dem Discounter Aldi, ihren Landlebensraum hat. Der Eichenmisch- und Schwarzerlenwald ist noch ein Naturstandort des ursprünglich ausgedehnteren Beecker Waldes.
Kleingewässer (ehemalige Flachsrösten, Foto unten) und ein hoher Strukturreichtum mit Totholz im Wäldchen sind ideal für bestimmte Amphibien- und Fledermausarten sowie für höhlen-, hecken- und gebüschbrütende Vogelarten. Entsprechend ist das Restwaldstück im Biotopkataster (BK-4803-055) des LANUV (Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz) aufgeführt.
Das gleiche galt übrigens auch für die Parkanlage vor der Umgestaltung. Als schützenswertes Biotop BK-4803-056 wurde sie zusammen mit dem nördlichen Restwaldkomplex kartiert.
Die Amphibienzaun-Betreuung in 2020 begann bereits mit dem Aufbau des waldseitigen Zauns am 01. Februar. Anfang März wurde schließlich der parkseitige Zaun aufgebaut. Im Verlauf der zweieinhalb Monate dauernden Wanderung zeigte sich, dass wie vermutet, die Hauptwanderrichtung der Amphibien vom Laubwald zur Parkanlage erfolgte. In diese Richtung wurden 656 Tiere ( 2/3 Erdkröten, 1/3 Braunfrösche) getragen und nahe am Ufer des Teichs freigelassen. Auf der Parkseite wurden Richtung Wald 386 Tiere aufgenommen, darunter 7 Bergmolche.
Bei den Kontrollgängen morgens und abends gab es zahlreiche Nulltage bzw. Einzelfunde, an anderen Tagen waren die eingegrabenen Eimer halbvoll mit Tieren, die nur eins wollten: hinaus in die Freiheit und ab ins Wasser. Die langwierige Arbeit hat sich gelohnt - es wurden zahlreiche Nachkommen produziert, die sich an sonnigen Tagen im Mai im Flachwasserbereich tummelten und nach Nahrung suchten.