PRESSEMITTEILUNG NABU NRW | NR 42 | 23. Juni 2022
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Statement des NABU NRW zum Koalitionsvertrag von CDU und Grünen in Nordrhein-Westfalen
Naderer: Ministerielle Trennung von Naturschutz sowie Land- und Forstwirtschaft wird die Biodiversitätskrise in der Fläche verschärfen ________________________________________________________________
Düsseldorf – Maßlos enttäuscht nimmt der NABU NRW das Ergebnis der Koalitionsverhandlungen zwischen CDU und Grünen in Nordrhein-Westfalen zur Kenntnis. Zwar gebe es einige wenige Lichtblicke, wie eine Erhöhung der Mittel für den Naturschutz, dennoch falle die Bewertung des vorgelegten Papiers insgesamt deutlich negativ aus. „Die zukünftige ministerielle Trennung von Land- und Forstwirtschaft und Umwelt und Naturschutz ist rückwärtsgewandt und stürzt das Land im Natur- und Artenschutz weiter in die Krise“, so Dr. Heide Naderer, Vorsitzende des NABU NRW. Damit würden Strukturen zerschlagen, die für die Umsetzung von Naturschutzzielen in der Fläche, aber auch für eine fortschrittliche Gestaltung der Agrar- und Waldpolitik unerlässlich seien. Naderer: “Der Natur- und Artenschutz droht marginalisiert zu werden – ein enttäuschendes Verhandlungsergebnis einer grünen Partei und einer Partei wie der CDU, die den Erhalt der Schöpfung mit vertreten will.“
Der NABU bekennt sich zu einem naturverträglichen Ausbau der erneuerbaren Energien zur Erreichung der Klimaziele und begrüßt den im Koalitionsvertrag festgehaltenen Kohleausstieg bis 2030. „Von einem naturverträglichen Ausbau der erneuerbaren Energien und Maßnahmen diesen mit dem Erhalt der Biodiversität auszusöhnen, wie heute bei der Vorstellung des Koalitionsvertrages betont, ist dieses Papier allerdings weit entfernt “, erklärte Naderer. Vielmehr werde nicht nur beim Ausbau der Erneuerbaren Energien deutlich, dass zukünftig ohne Rücksicht auf massivste naturschutzfachliche wie -rechtliche Bedenken Planungs- und Bauvorhaben beschleunigt umgesetzt werden sollen.
Für Rückfragen:
Dr. Heide Naderer, Vorsitzende des NABU NRW, Tel.: 0211- 15 92 51-24
Artenschutz, Biodiversität, Klimakrise. Das sind Themen, die inzwischen viele Menschen beschäftigen. Immer mehr Interessierte wollen sich aktiv für den Naturschutz einsetzten. Dafür brauchen sie neben Interesse und Engagement vor allem Wissen. Mit NABU-Wissen und NABU/naturgucker-Akademie werden jetzt zwei Lernplattformen angeboten, auf denen sich alle Natur-interessierten mit den Aufgaben im Naturschutz vorbereiten und Artenwissen, zunächst bei der Gruppe der Vögel, aneignen können.
Eine Literaturstudie im Auftrag des NABU zum Insektenschutz an Gewässern hat bestätigt, was der NABU schon lange fordert: für die Artenvielfalt von Insekten an Gewässern sind breite Randstreifen zum Schutz gegen Pflanzenschutz- und Düngemittel aus der Landwirtschaft unerlässlich. Die Universität Duisburg-Essen hält als Ergebnis der Studie fest, dass 20 Meter breite Streifen effektive Schutz- und Filterleistungen gegen Schadstoffeinträge erbringen.
Gestreifte Flügel, aufstellbare orangene Haube und ein langer Schnabel: Deutschland hat den Wiedehopf zum Vogel des Jahres 2022 gewählt! Der auffällige, aber scheue Vogel kommt hierzulande bisher selten vor. Dennoch hat er die vier anderen Vogelwahl-Kandidaten deutlich abgehängt,
Mit dem Wahlslogan „Gift ist keine Lösung“ macht der Wiedehopf bei der Vogelwahl auf den Insektenschwund und die intensivierte Landwirtschaft aufmerksam.
Deutschlands größte Vogelzäh-lung startet wieder:
Bundesweite Mitmachaktion „Stunde der Wintervögel“ vom 6. bis 9. Januar 2022. Eine Stunde lang werden die Vögel am Futterhäuschen, im Garten, auf dem Balkon oder im Park gezählt und anschließend gemeldet.
Jeder dritte Quadratmeter Dachfläche in NRW eignet sich für die Anlage einer Grünfläche. Das sind die aktuellen Erkenntnisse einer Studie. Danach könnten über 400 Qua-dratkilometer begrünte Fläche in NRW zur Abschwächung der Folgen des Klimawandels geschaffen werden. Mit dem neuen Gründachkataster des Landesamtes für Naturschutz, Umwelt und Verbraucherschutz (LANUV) kann sich jeder informieren, ob sein Dach für eine Begrünung geeignet ist.
Der Rückgang der Insekten ist mittlerweile durch zahlreiche wissenschaftliche Studien belegt. Sofortiges Handeln auf allen Ebenen ist erforderlich. Städte und Gemeinden spielen dabei neben der Landwirtschaft eine wichtige Rolle, denn sie entscheiden, ob öffentliche Grünflächen, Weg- und Straßenränder, Gewässerränder und Wald in kommunalem Eigentum, naturnah oder steril ohne Lebensraumfunktion bewirtschaftet werden.