Fledermäuse im Kreis Heinsberg

Braunes Langohr - Foto: NABU/Eckhard Grimmberger
Braunes Langohr - Foto: NABU/Eckhard Grimmberger

Hilfe und Rat

Hilfe und Rat beim Fund von Fledermäusen und Quartieren erhalten Sie beim NABU Wegberg, Ansprechpartner Dipl.-Biol. Michael Straube, Telefon: 02434-8094043, Mobil: 0177-8892450, nabu@michael-straube.de

 

Bitte senden Sie uns beim Fund von Tieren oder Quartieren möglichst per E-Mail Bilder des Tieres oder des Quartiers (Fassade oder Dachstuhl, Einschlupföffnung oder Hangplatz). Damit können wir oft eine schnellere Artdiagnose durchführen. Kontakt: nabu@michael-straube.de

 

Bei verletzten Tieren bitte Kontakt aufnehmen mit
Susanne Neitzel, Heinsberg, Tel.: 0177-6862406, E-Mail: amalzia79@gmail.com

 

 

 

Vorkommen

Im Kreis Heinsberg wurden vom NABU die folgenden 15 Fledermausarten nachgewiesen (absteigend: in etwa abnehmende Häufigkeit):

 

Zwergfledermaus (Pipistrellus pipistrellus) – jagt überall im Kreis in Dörfern und Städten, an Gewässern und Wäldern, aber auch über Feldwegen und Äckern, viele Quartiere und Wochenstuben (Weibchen-Jungen-Gruppen) in zahlreichen Orten bekannt und überall zu erwarten

 

Wasserfledermaus (Myotis daubentoni) – jagt an allen größeren Fließgewässern, Mühlenweihern und Baggerseen, auch in Wäldern und Parks, mehrere Winterquartiere und einzelne Sommerquartiere bekannt, kreisweit verbreitet, Fortpflanzung im Kreis Heinsberg

 

Braunes Langohr (Plecotus auritus) – in allen Wäldern (Kästen) und in vielen Dachstühlen im ganzen Kreis, mehrere Winterquartiere bekannt, kreisweit verbreitet, Fortpflanzung im Kreis Heinsberg

 

Breitflügelfledermaus (Eptesicus serotinus) – verbreitet, aber nicht überall häufig in Siedlungen, kreisweit verbreitet, Quartiere nur an Gebäuden, gerne in Spalten in Mauern, Fortpflanzung im Kreis Heinsberg, mehrere Wochenstuben bekannt

 

Kleiner Abendsegler (Nyctalus leisleri) – vermutlich kreisweit verbreitet, zunehmend, Quartiere an Bäumen (Fledermauskäsen), aber auch an Gebäuden, mehrere Fortpflanzungsnachweise

 

Rauhautfledermaus (Pipistrellus nathusii) – regelmäßiger Durchzügler im Frühjahr und Herbst, mehrere Tierfunde, kreisweit Überwinterer, bislang keine Fortpflanzung im Kreis Heinsberg bekannt

 

Wimperfledermaus (Myotis emarginatus) – Erstnachweis 2005; derzeit viele Sommerquartiere und ein Winterquartier bekannt, einzige beide bekannte Wochenstuben in ganz Norddeutschland im Kreis Heinsberg, Ausbreitung nach Norden vermutet (Klimawandel)

 

Großer Abendsegler (Nyctalus noctula) – an den meisten größeren Gewässern und über Grünland jagend, regelmäßig durchziehend, früher im März und im Oktober/November regelmäßig in Fledermauskästen, heute selten, starke Abnahme, kreisweit verbreitet, vermutlich keine Wochenstuben im Kreis Heinsberg, aber in Nachbarkreisen, balzende Männchen, größere Gruppen überwintern im Kreis (Fällung eines Baums am 30.12.2016)

 

Kleine Bartfledermaus (Myotis mystacinus) – mehrere Winterquartiere im Süden des Kreises Heinsberg, Fortpflanzung im Kreis Heinsberg vermutet, aber kein Quartier bekannt

 

Fransenfledermaus (Myotis nattereri) – wahrscheinlich kreisweit verbreitet, Winterquartiere im Südkreis, mehrere Kastenfunde im Nordkreis, Fortpflanzung im Kreis Heinsberg

 

Teichfledermaus (Myotis dasycneme) – zwei Funde tödlich verletzter Tiere, im Frühjahr und Herbst an der Rur und vermutlich auch im Schwalmgebiet regelmäßig durchziehend, keine Fortpflanzung im Kreis Heinsberg

 

Großes Mausohr (Myotis myotis) – ein alter Nachweis im Erkelenzer Land, zwei Nachweise des gleichen Männchens in Fledermauskästen im Nordkreis 2019, weitere Ausbreitung in den Kreis Heinsberg durch Herrichtung großer Dachstühle zu erwarten (Öffnung für Fledermäuse)

 

Graues Langohr (Plecotus austriacus) – vermutlich mehrere Wochenstuben im Süden des Kreises, ein Wochenstuben-Verdacht in Wassenberg in den 90er Jahren (erloschen?), weitere Vorkommen möglich, 2012 Fang im Nationaalpark De Meinweg, Wochenstuben an der deutsch-niederländischen Grenze, Wochenstuben wahrscheinlich auch im Raum Selfkant

 

Zweifarbfledermaus (Vespertilio murinus) – Erstnachweis eines schwer verletzten Tieres im Juni 2002, keine Fortpflanzung im Kreis Heinsberg, auch Einzelnachweise in Nachbarkreisen (Kraftwerk Weisweiler 2017)

 

Mückenfledermaus (Pipistrellus pygmaeus) – bisher nur in einzelnen Gutachten nachgewiesen, mehrere Funde in Mönchengladbach, vermutlich auch im Kreis Heinsberg verbreitet, aber deutlich seltener als die Geschwisterart Zwergfledermaus, Status unsicher, vermutlich keine Fortpflanzung im Kreis

 

Zwei weitere Arten können aktuell oder in Zukunft im Kreis Heinsberg vorkommen:

Bechsteinfledermaus (Myotis bechsteini) – kein Nachweis im Kreis Heinsberg, aber im benachbarten Limburg und in Jülich, Ausbreitung in den Kreis Heinsberg mit zunehmendem Waldalter und steigenden Temperaturen zu erwarten, naturnahe Waldwirtschaft mit dem Erhalt von starken und toten Bäumen notwendig

 

Große Bartfledermaus (Myotis brandti) – deutlich seltener als die Kleine Bartfledermaus, möglicherweise gelegentlich im Kreis Heinsberg vorkommend, Wochenstuben in der Stadt Aachen und im Kreis Düren bekannt

 

Fledermäuse an Gebäuden

Quartier vom Großen Mausohr in einem Dachstuhl - Foto: NABU/Karl Kugelschafter
Quartier vom Großen Mausohr in einem Dachstuhl - Foto: NABU/Karl Kugelschafter

Fledermäuse sind faszinierende Tiere und wichtige natürliche Insektenbekämpfer. Schon eine einzelne Wasserfledermaus frisst mehrere 1.000 Mücken und andere kleine Insekten pro Nacht. Aufgrund ihrer Nachtaktivität, der geringen Größe, ihrer oft unscheinbaren Quartiere und der für den Menschen meist unhörbaren Rufe sind Fledermäuse schwer nachweisbar.

 

Oft wissen Hausbesitzer nichts von ihren heimlichen Untermietern. Ängste vor Fledermäusen sind unbegründet. Sie bauen keine eigenen Höhlen, beißen für ihre Quartiere an Häusern also nichts kaputt und tragen kein Material ein.

 

 

Eingang zu einem Quartier der Zwergfledermaus an einem Niedrigenergiehaus in Hückelhoven   Foto: M. Straube

Lediglich etwas Kot sammelt sich unter ihren Hangplätzen und Einflügen an. Von Fledermäusen, ihrem Kot und Urin geht i.d.R. keine Gefahr für den Menschen aus. Beißen lassen sollte man sich aber von Fledermäusen wie auch von anderen Wild- und Haustieren nicht. Daher darf man Fledermäuse nur mit festen Handschuhen oder einem dicken Tuch anfassen.

 

 Kot der Zwergfledermaus unter einem Quartier, Foto: M. Straube

Seit 1989 untersucht der NABU im Kreis Heinsberg die Verbreitung und Häufigkeit von Fledermäusen. Dabei setzen wir folgende Methoden ein:

Quartierkontrollen (Dächer, Fledermauskästen, Winterquartiere), Fledermaus-Detektoren, akustische Daueraufzeichnungen, Umfragen sowie selten auch Netzfang, Beringung und Telemetrie (Markierung mit winzigen Radiosendern). Die entsprechenden Untersuchungen und Störungen der Tiere sind für die Tiere harmlos und vom Kreis Heinsberg als unterer Naturschutzbehörde genehmigt.

 

Zur Erforschung und zum Schutz unserer Fledermäuse sucht der NABU Mitstreiter, die Spaß daran haben, mit der Leiter durch den Wald zu ziehen und Dachstühle auf Fledermäuse zu untersuchen.

 

Wimperfledermäuse in einem Dachstuhl, Foto M. Straube  

Außerdem suchen wir engagierte Architekten, Bauingenieure, Denkmalsanierer, Hausbesitzer, Pastöre, Kirchenvorstände, Dachdecker, Zimmerer, Schreiner, Schornsteinfeger und Vertreter anderer Berufsgruppen, die Interesse daran haben, den nützlichen und interessanten Fledermäusen Quartiere zu schaffen und die Fledermäuse im Kreis Heinsberg weiter zu untersuchen.